Die Kunstpädagogin

`Es muss doch einer da sein, der die Jugend zur Kunst führt.´

Was Eva anpackt, das macht sie gründlich. Als sie in die Schule geht, wird ihr der kunstpädagogische Auftrag zum zentralen Anliegen. In jeder Weise fördert sie die schlummernden Talente ihrer Schülerinnen und später Studentinnen, sowie die ihrer eigenen Kinder.

Mit ausgiebigen Kunstexkursionen zur Dokumenta und zu Museen, ebenso wie mit der Farbgestaltung von Klassenzimmern, Bühnenbildern und Theaterspielen weckt sie das allseitige Kunstverständnis und motiviert viele junge Menschen, diesen Weg professionell weiter zu beschreiten.

Das Leben als Gesamtkunstwerk!
In täglicher Auseinandersetzung mit ihrem Gatten und dessen Künstlerfreunden, z.B. Daniel Spoerri, Robert Filiou, George Brecht und Dieter Rot diskutiert sie künstlerische Fragen und bringt diesen Elan mit zu ihren Schülerinnen und Studentinnen. Kunst und Leben ist für sie eins!

Engagierter Kunstunterricht
Auf die Frage, ob sie bereue, so viel Zeit mit Unterrichten verbracht zu haben, anstatt an ihre eigene Kunst zu denken, antwortet sie ohne Zögern: „Meine Bilder sind meine Kinder. Ich habe mir immer gesagt, es muß doch einer da sein, der die Jugend zur Kunst führt.“*
Statt selbst weiter „schöne Bilder zu malen“ konzentriert sie sich ohne jedes Wenn und Aber auf ihren pädagogischen Beruf, den sie von Anfang an als ihre Berufung betrachtet:
‘Schon am nächsten Tag begann ich mit dem Kunstunterricht und wusste sofort, dass ich einen Beruf gefunden hatte, der mir undendlich viel Freude machen würde – heute kann ich sagen lebenslang. Mein künstlerisches Arbeiten bewegte sich nun in Korrekturen, Entwürfen, Ferienarbeiten und wurde erst wieder intensiver, je größer und selbständiger meine eigenen Kinder wurden.“

Eva Thomkins ganz rechts im Bild

Lohn der Schuljahre
Durch zunehmende Erfahrungen in der künstlerischen Zusammenarbeit mit Schülerinnen und später mit Studierenden, durch Beobachten der Entstehungsprozesse verfeinert und vertieft Eva Thomkins ihr Verständnis von Farben und Materialien.

Mit dem Schulkollegium verschmilzt Eva Thomkins niemals so ganz. Sie braucht den künstlerischen Freiraum, den ihr der Kunstsaal unter dem Dach und der Werkraum im Keller bieten.

Jahre als Lehrausbilderin
Nach 18 Jahren als Kunsterzieherin an der Viktoriaschule erhält sie den Ruf an die Pädagogische Hochschule in Essen (später Universität Essen) und baut dort ab 1970 mit etlichen Unterrichtsbeauftragten, gut besuchten Exkursionen und renommierten Kolleginnen das Fach Textilgestalten auf. Sie erhält den Auftrag, unzählige Bücher für die Bibliothek anzuschaffen, eine Tätigkeit, der sie bei ihren zahlreichen Reisen nur zu gern nachgeht! Viele dieser Bücher nimmt sie auch mit nach Hause und inspiriert damit ihren Künstler-Ehemann!

An der Hochschule unterrichtet sie bald Modegeschichte und Tapisserie, Seidenweberei und Ornamentik. Aus ihrer Schulzeit ist ihr wichtig, den künftigen Textillehrerinnen pädagogisches und künstlerisches Wissen zu vermitteln: „… die Mäuschen und Fische aus vorgefertigten Schablonen, die Eulen aus Makramee,… zeigen einen noch nicht absehbaren gestalterischen Notstand auf, dem man meiner Meinung nach nur mit einer gezielt künstlerisch-handwerklichen Lehrerausbildung begegnen kann.“**

In 13 Jahren erfährt die angestaubte und verkitschte Abteilung „Textil“ durch ihr Wirken einen herausragenden, überregionalen Stellenwert. Im Vorleseverzeichnis 1980/81 finden sich allein 14 Lehrveranstaltungen von ihr und diversen Lehr- und Unterrichtsbeauftragten aus Kunst und Wissenschaft. In kurzer Zeit steigt die Hörerinnen-Zahl von 20 auf 180. Viele ihrer Studentinnen schlagen, inspiriert von Evas Vorbild, den Weg in Richtung Kunst ein.
Ihre Schülerinnen verehren und schätzen sie über ihren Tod hinaus noch heute.
Hier eine von vielen Beispielen!

Reaktionen erwünscht!

Sie sind ehemalige Schülerin, Student oder Studentin?
Falls Sie Eva Thomkins kannten, können Sie gern im Gästebuch Ihre Erinnerungen weitergeben!
Für die Zukunft geplant ist eine Ausstellung der vielen wunderschönen Schülerinnenarbeiten aus der Viktoria-Schule, die sich im Nachlass befinden. Wenn Ihr Bild darunter ist, können Sie es sich dann gern persönlich abholen!

* (Aus: „Eva Thomkins“ Alte und neue Bilder, S.10.)
**(Aus: „textilgestalten 2“ Universität Essen Gesamthochschule 1980 hrsg. v. Eva Thomkins unter Mitwirkung von Martel Wiegand)