Eine Stipendiatin berichtet…

Bericht eines Aufenthaltes in Italien

im Rahmen des Eva Thomkins-
Stipendiums, Oktober 2012

Das Stipendium ist der Künstlerin Eva Thomkins gewidmet. Einer konsequenten beeindruckenden Malerin, die u.a. einen sehr aufregenden Umgang mit Farbe thematisiert. Ehrlich gesagt, fühlte ich mich bezüglich der Rahmenbedingungen etwas deplaziert und fehlbesetzt. Ich bin keine Malerin.

Meine figürlichen Zeichnungen, mit denen ich mich bei Natalie und Eberhard beworben hatte, stellten mir seit einiger Zeit mehr Fragen als mir lieb waren. Warum Zeichnung, warum das Thematisieren des
Figürlichen? Mir ist die Auseinandersetzung mit dem Menschen und seiner dinglichen Umwelt ein wichtiges Thema. Muss trotzdem alles immer so direkt anekdotisch gezeigt werden?
Umbrien, ein Landstrich, in dem es laut Lektüre viele Hügel, Wälder und Wildschweine gibt, eine unglaubliche Kultur von Malerei, Bildhauerei und alten Bauten. Obwohl ich nicht der Malerei verschrieben bin, besteht trotzdem ein großes Interesse an ihr und
ihrer Geschichte.
Rückblickend durfte ich eine sehr intensive und aufregende Zeit genießen. Viele tolle Gespräche über Kunst führen, mal über die zeitgenössische, dann wieder über die Kunst aus der Renaissance. Ich habe in vielen Ausflügen die Gegend und ihre berühmten Künstler kennengelernt.
Am meisten beeindruckte mich Piero della Francesca. Das erste Mal konnte ich den Hype und die Aufregung über die Malerei der
Renaissance wirklich nachvollziehen.

Natalie und Eberhard haben mich sehr herzlich aufgenommen, und ich durfte als vollwertiges Mitglied an ihrem Leben teilhaben.
Bezüglich des Zeichnens fing ich in Italien noch mal von „vorne“ an. Im Sinne Kandinskys, der ja bekanntlich erkannte, dass nicht die Linie das erste graphische Element ist, sondern der Punkt. Der Punkt sei die innerlich knappste Form. Deshalb sei der Punkt in äußerem und innerem Sinne das Urelement der Malerei und speziell der Graphik.

Ich versuchte mit Hilfe von kleinen Nadelstichen den Flug von Bienen zu dokumentieren. Es ging mir nicht darum, das Gesehene nachzuzeichnen. Die Linie und ihr Verlauf war das Bedeutende, das Interessante für mich. Das Hinterfragen von Zeichnung und ihrem illusionärem Raum.
Die Fragen nach der Linie und ihrem Gebrauch im menschlichen Miteinander werden auch in meinen weiteren Arbeiten thematisiert.
Diese drei Wochen Italien bei Natalie und Eberhard haben mich mit vielen neuen Eindrücken und Ideen beschenkt.

Es war eine tolle Zeit!
Vielen Dank dafür!

Franziska Keller