Die mittleren Jahre

1952 – 1977

Die Anfänge in der Schule
Nach der Währungsreform gibt es keine Klientel mehr mit genügend Geld für die Kunst. Eva Thomkins findet andere Möglichkeiten, Geld zu verdienen. 1954 verlässt sie Rheydt und zieht mit der Familie nach Essen.

Dort profitiert sie vom Aufbau des Bildungswesens durch unbelastete Lehrkräfte und kann nun auch ihre Befähigung zum Lehramt nutzen. Man tritt an sie heran, an der Viktoria-Schule, einem Mädchen-Gymnasium Kunst zu unterrichten, wo sie bis 1971 tätig sein wird.
Sie übernimmt sogleich den Kunstunterricht von allen neun Klassen. „Am zweiten Tag wusste ich, dass ich für mich einen schönen, einen wunderbaren Beruf gefunden hatte.“*

Schon früh schafft sich die unangepasste Frau auch im Schulsystem mit ihren Ideen Freiräume. Um pädagogische Normen kümmert sie sich wenig, siehe Anekdoten!

Schulische Großprojekte
Eva Thomkins ist Pionierin im Bereich schulische Großprojekte, z.B. Wandbehänge für Schule und Kirchen und wandfüllende Keramik-Reliefs. Ein circa 7 x 3 m großer <a href=“http://www.viktoria-gymnasium.de/profil/galerie/aula.html“ target=“_blank“>Wandteppich</a> schmückt noch heute die Aula des Viktoria-Gymnasiums in Essen. Dargestellt wird der Mythos von Orpheus und Eurydike. Mit Techniken wie Kleben, Malen, Reißen, Weben und Nähen sind alle Altersstufen, zeitweilig mehr als 300 SchülerInnen und deren Familien, in diese Arbeit mit eingebunden.
1967 entsteht die erste Publikation von Schülerarbeiten. Eva war es immer wichtig, öffentlich in Erscheinung zu treten. Holzschnitte mit 80 Geburtstagsmotiven werden in einer Edition der „Galerie Der Spiegel“ von Hein Stünke in Köln als gebundener Kalender veröffentlicht.
In der Zusammenarbeit mit ihren Schülerinnen erreicht sie ein Höchstmaß an Begeisterung und an Motivation, an künstlerischer Gestaltung ihres schulischen Alltags.

Die Klassenzimmer erhalten neue ungewöhnliche Farbgebungen. Wandmalereien, aufs Sonnenlicht ausgerichtet, prägen das Innenleben und die Atmosphäre der Schule in diesen Jahren. Theater-Inszenierungen mit selbst gemachten Kostümen und gemaltem Bühnenbild bereichern das Schulleben.
Um ihre Schülerinnen zu intensiver, geduldiger Fleißarbeit zu motivieren, die nötig war, damit „kostbare Kleinode“ entstanden, braucht Eva Thomkins weder autoritäre Mittel noch diktatorische Strenge. Sie ist eine sehr beliebte Lehrerin, die es mühelos schafft, den Kunstunterricht zu einer kreativen Oase inmitten altjüngferlicher Strenge des Mädchen-Gymnasiums zu machen. Schülerinnen fragen sie spontan auf dem Schulhof: „Frau Thomkins, wann kriegen wir sie endlich?“

Zu damaliger Zeit noch unüblich, unternimmt sie mit Schülerinnen und später auch mit ihren Studenten regelmäßig Museumsexkursionen, mit denen sie mit Erfolg das Kunstverständnis weckt. Viele Schülerinnen schlagen später den Weg zur Kunsterzieherin oder Künstlerin ein.
Noch im Pensionsalter trifft sich Eva Thomkins regelmäßig mit ihren ehemaligen SchülerInnen und inspiriert sie mit ihrem unangepassten Stil.

Eva und Familie
Oliver und Nicki malendDie Stadt Essen wird seit 1954 zum Lebensmittelpunkt der Familie, die Wohnung zur Begegnungsstätte für Künstlerfreunde, Schülerinnen und Kollegen.
Nach der Geburt ihrer beiden Söhne kommen in den nächsten Jahren noch drei Kinder zur Welt: ein Sohn und zwei Töchter.

Ihr Mann André kann sich als Künstler auf dem Kunstmarkt mit seinem eigenwilligen, kleinformatigen Stil noch nicht behaupten und verdient lange Jahre kein Geld mit seiner Kunst. Sie aber glaubt an ihn und sein „Genie“ und unterstützt ihn mit Rat und Tat.

Der Nachmittag, wenn Eva aus der nahegelegenen Viktoriaschule zurück ist, gehört ganz der Familie, insbesondere der künstlerischen Förderung ihrer Kinder. Es wird gemalt, gezeichnet, mit Ton und Emaille gearbeitet. Der Weihnachtsbaumschmuck wird aufwändig und kostbar selbstgemacht, die Möbel sind bunt angemalt, die Wände mit Bildern verziert.
Auch ihren Mann steckt sie mit diesen Techniken und ihrer Begeisterung an, er kreiert in dieser Zeit Kleinplastiken aus Ton, Plastillin und Gummi. Wenn die Kinder im Bett sind widmen sich die beiden langen Gesprächen über Kunst und Philosophie.

Blumenvasen-AquarellDie Ehe dauert 28 Jahre und geht in den 70er Jahren, gleichzeitig mit dem größeren Erfolg von André und seinen immer längeren Auslandsaufenthalten ihrem Ende zu. Dies spiegelt sich auch in Evas Werken, die von ihrer ursprünglichen Größe und Frechheit während der Ehejahre zu kleinformatigen Aquarellen und Textilarbeiten buchstäblich schrumpfen. Jetzt beginnt sie wieder großflächig zu malen.

*Eva Thomkins, in: Eva Thomkins, Bilder, Edition Braus, Dezember 2001, S.12